Balkonkraftwerke sind eine gute Möglichkeit, privat Stromkosten zu sparen. Bei typischem Haushaltsverbrauch kann man davon ausgehen, dass die Anlage sich nach etwa 6 Jahren bezahlt gemacht haben wird. Als Balkonkraftwerksbesitzer versucht man natürlich dann auch, seinen Verbrauch etwas nach der Sonne auszurichten, um das Ding optimal zu nutzen. Manchmal ärgert man sich allerdings dann, wenn Strom gerade nicht so verfügbar ist, während man ihn gut gebrauchen könnte. Seit kurzem gibt es die Möglichkeit, Balkonkraftwerke mit Batteriespeichern auszurüsten. Das erste solche Produkt war der SolarFlow von Zendure. Der Hersteller bietet die Dinger mit ein bis vier Akkus an, die jeweils knapp 1 kWh fassen. Seit einer Woche ist so ein Gerät nun bei mir im Einsatz, mit einem Akkupack.
Um die Batterie bestmöglich zu nutzen, habe ich mir eine Nulleinspeisung gebaut. Das bedeutet, der Wechselrichter Hoymiles HM-600 des Balkonkraftwerks speist maximal so viel ins Hausnetz ein, wie dort aktuell verbraucht wird. An meinem Stromzähler („moderne Messeinrichtung“, mME) sitzt ein Lesekopf Hichi IR wifi, der über die optische Schnittstelle den aktuellen Leistungsfluss aus dem Zähler ausliest und per WLAN aus dem Schaltschrank herausfunkt. Auf einem Raspberry Pi läuft ein Python-Skript in Schleife, das die Limitierung des Wechselrichters über OpenDTU passend verstellt.
Wenn es gut läuft, dann ist schon vor dem Mittag der Akku voll geladen, und man kann diesen Zustand im Juni/Juli bis kurz nach 19 Uhr halten. Danach lebt der Wechselrichter zunehmend aus dem Akku (über Nacht dann komplett), und am nächsten Morgen ist der Akku leer und das Spiel beginnt von vorne.
Nun zur Frage: Lohnt sich das wirtschaftlich? Und die ehrliche Antwort: Wahrscheinlich knapp nicht (aber das wusste ich vorher – im Prinzip habe ich das Ding als Spielzeug für mich beschafft). Mit einem Strompreis von 32 Cent komme ich nach der ersten Betriebswoche auf eine Amortisationszeit der Gesamtanlage (Kraftwerk, Solarflow, Umsysteme) von knapp unter 10 Jahren. Man kann allerdings glaube ich nicht annehmen, dass man auch in jeder Winterwoche 14 kWh zum Selbstverbrauch zur Verfügung hat – allein schon weil bei Minustemperaturen der Akku nicht geladen werden kann. Außerdem ist mein tatsächlicher Strompreis derzeit nicht bei den marktüblichen 32 Cent, sondern nur 27 Cent. Auch habe ich als Frühkäufer den Solarflow sehr günstig bekommen – inklusive Kosten für Rabattgutschein waren es 1026 €. Aktuell muss man wohl 1428 € auf den Tisch legen. Andererseits sind aber auch Balkonkraftwerke über 100 € billiger geworden, seit ich meines im März gekauft hatte.
Mit nur einem Akku wird man allerdings ehrlich gesagt auch nicht völlig glücklich. Also es hat einen Grund, warum Zendure den Solarflow mit zwei Akkus zu einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis anbietet. Für typischen Haushalts-Bedingungen sind zwei Akkus die sinnvollste Wahl – auch wenn man sich damit noch weiter von der Wirtschaftlichkeit entfernt. Grund ist: Die Kapazität eines Akkus reicht in der Regel nicht über die gesamte Nacht. Bei mir ist es so, dass der Akku irgendwann in den frühen Morgenstunden leer ist. Anschließend ist die Batterie erstmal bis etwa 8.30 Uhr mit sich selbst beschäftigt (Mindestaufladung), und es steht kein Strom zum Eigenverbrauch zur Verfügung. Bis weit in den Vormittag kann man auch keine Waschmaschine oder Trockner mit selbst produziertem Strom betreiben, weil der Akku dann sofort wieder leer wird. Mit einem zweiten Akku hätte man solche Probleme zumindest nicht mehr jeden Tag. Und wenn ein Akku jeden Morgen immer leer ist, ist das langfristig sicherlich auch nicht gut für ihn. Auch wenn Zendure 10 Jahre Garantie gibt. Deshalb meine Empfehlung: Wenn man es kauft, sollte man das Set mit zwei Akkus kaufen.